(Das Experiment wurde in Kanada gemacht, weshalb eins zugegebenermaßen dies als Offtopic einschätzen könnte - aber ich dachte das wäre für diese community evtl trotzdem interessant, auch weil es ein deutschsprachiger beitrag ist und wir in den deutschsprachigen Ländern ja auch viel Obdachlosigkeit haben und z.B. DE für bürokratie bekannt ist, gerade auch im Kontext von Hartz4 etc.
Und weil zudem diverse Politikerinnen und reiche Menschen gegen arme Leute und Hartz4-Empfängerinnen hetzen etc.
Warte die sind gar nicht obdachlos um uns zu ärgern? surprisedChristianface
Offensichtlich. Der andere Aspekt wäre ein sozialer Wohnungsbau, der die Bezeichnung verdient, bei dem die Wohneinheiten nicht nach einer bestimmten Zeit auf den ‘freien Markt’ kommen.
Tatsache ist aber, dass Lösungen gar nicht gewollt sind, da es wichtig ist, dass die unterbezahlte Klasse noch auf jemanden herabsehen kann.
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Es klingt ein bisschen verschwörungstheoretisch, aber ich glaube die Angst vor dem sozialen Abstieg ist “von denen da oben” gewollt, damit die Leute nicht zu sehr aufmucken und einfach glücklich sind, Arbeit zu haben.
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‘Warum wollen sie bei uns arbeiten?’
‘Die Alternative wäre soziale Ächtung, behördliches Mobbing, Verhinderung jeglicher finanzieller Autonomität und eine resultierende abnehmende körperliche und psychische Gesundheit, die bis zur Obdachlosigkeit und Tod führen kann.’
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Das glaube ich irgendwie nicht. Ich denke Obdachlosigkeit ist nicht gewollt, sondern einfach ein Nebeneffekt von kollektivem Egoismus/Gier.
Dass diese Konzepte nicht angewendet werden hat vermutlich eher etwas mit falschen Prioritäten zu tun.
Das glaube ich irgendwie nicht.
Das finden die Leute die daran glauben und davon profitieren bestimmt nicht verkehrt.
Ich meine, denk doch einfach mal so rum: Wenn es nicht gewollt ist, wird es mindestens billigend in Kauf genommen, denn tatsäclich passiert da ja sonst auch nichts zielführendes. Wo ist der praktische Unterschied?
Konzepte wie “housing first” oder bedingungsloses Grundeinkommen sind schließlich allgemein bekannt aber werden trotzdem ignoriert und nicht angewendet.
Aber nicht um Obdachlosigkeit an sich zu erhalten. Ganz abgesehen von dem humanitären Aspekt: Obdachlosigkeit ist teuer. Erhalten möchte die also erstmal niemand.
Erhalten wird sie eher, weil wirksame Konzepte diejenigen “bestrafen”, die sie einführen. Für die gesamte Gesellschaft wäre es billiger jeden Obdachlosen mit einer Wohnung zu versorgen. Das würde jede Menge Aufwand bei Polizei, sozialen Diensten etc. sparen. Aber für eine einzelne Kommune ist es halt billiger sich so schlecht zu kümmern, dass das “Problem” woanders hin geht. Wenn man sich zu gut kümmert, besteht die Gefahr, dass mehr Menschen kommen.
Obdachlosigkeit ist teuer. Erhalten möchte die also erstmal niemand.
Die Armut des einen ist oft der Reichtum des anderen. Auch wenn niemand direkt von Obdachlosigkeit profitiert, haben Obdachlosigkeit und Reichtum durch Immobilienbesitz eine entscheidende gemeinsame Ursache: Dass es ein Preisschild für Boden und Wohnraum gibt, statt das beides als Gemeingut verstanden wird, deren Grundversorgung nicht marktwirtschaftlich organisiert werden kann, ohne Wohnungslosigkeit auf der einen Seite, ungeheuerlichen Reichtum auf der anderen, und Armut dazwischen zur Folge zu haben. Denn, dass die Mittelschicht heute arbeitet, um zu wohnen statt zu leben, hängt schließlich auch damit zusammen.
Puh sie hatten uns in der zweiten Hälfte. Mein Hirn hat erwartet dass es in die Richtung “die suchen sich das lotterleben selber aus” geht. Und es war sehr positiv überrascht!
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Klingt ja fast als ob die Leute sich das nicht freiwillig aussuchen…
Aber dann müsste man ja die Frage stellen, ob die Verteilung von Eigentum, insb. Grundeigentum nicht vielleicht menschenunwürdig ist, und man Art. 15 GG doch mal anwenden müsste.
Also es überrascht mich total dass die Zahlung von Geld Obdachlosigkeit verringert!
/s
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Als nächstes wollen die uns sicher verkaufen, dass mehr Geld haben die Armut reduziert
Aber die Geld-Preis-Spirale!!
Das gilt übrigens auch für andere Dinge: Wenn man sich anschaut, für was für völlig lächerliche Summen Leute in die Privatinsolvenz gehen müssen oder ihr Studium abbrechen, dann ist das schon wild.
An der Studie konnte nur teilnehmen, wer psychisch gesund und nicht drogenabhängig war.
Our preregistered screening criteria were: age 19 to 65, homeless for less than 2 y, Canadian citizen or permanent resident, and nonsevere levels of substance use (DAST-10), alcohol use (AUDIT), and mental health symptoms Colorado Symptom Index (CSI).
Diesen wichtigen Aspekt verschweigt der MDR. Kein Wunder, dass der Autor nicht mit Namen genannt ist. Immerhin ist die Studie verlinkt.
Jedenfalls wäre es gut und sinnvoll das Experiment hier in DACH zu wiederholen.
Leider lässt sich aus der Studie für mich nicht herauslesen, wieviel Prozent der Teilnehmer eine Wohnung und Arbeit fanden.
Kann uns da ein Statistikprofi helfen?
Statistik war lange her und ich habe die Studie nur schnell gelesen, aber das mit der Arbeit ist leider offensichtlich: Kein signifikanter Effekt. Nicht signifikant heißt hier aber nicht “klein”, sondern “kein Ergebnis” (was allerdings ein Hinweis ist, dass der Effekt, wenn vorhanden, vermutlich nicht groß ist).
Beim “housing” sieht es leider auch nicht gut aus. Der positive Effekt bei 12 Monaten in Tabelle 3 ist auch nicht mehr signifikant.
Edit: Die eigentlichen Daten (in der Studie selbst beziehen sich die Zahlen auf eine lineare Regression, also ein Schätzmodell) sind verlinkt. Z.B. waren in Mitglieder der Cash-Gruppe nach 12 Monaten im Schnitt 18% ihrer Zeit obdachlos während es in der Kontrollgruppe 17% waren (edit 2: d.h.: egal ob Geld oder nicht, die meisten Studienteilnehmer waren nach einem Jahr nicht mehr obdachlos).
Langfristig zu wirken scheint das Geld also nicht. Allerdings sind 7500 kanadische Dollar auch eine Größenordnung, die man dauerhaft zahlen könnte und die Effekte bei 3 bzw. 6 Monaten sind schon eindeutig.
Danke für deine Mühe. Und schade, dass hier kein neuer Königsweg gefunden wurde. In der Studie wird erwähnt, dass Wohnungen in Vancouver sehr teuer sind und evtl. das Geld für viele innerhalb eines halben Jahres aufgebracht war.
Es gab ja vier Gruppen:
- Geld: ja/nein
- motivational training: ja/nein
Dass “motivational training” war ein 45 min Telefongespräch alle 10 Tage.
Alle Teilnehmer bekamen zur Vergleichbarkeit ein kostenloses Girokonto, neuen Personalausweis falls abgelaufen, ein Büchlein mit Hilfestellungen und ein gebrauchtes Smartphone mit WhatsApp.
Auch das wäre ein Modell, dazu relativ günstig.