Motonormativity = car brain
der zweite Begriff ist so schön direktWenn man sich ein Leben ohne Auto so wenig vorstellen kann wie ohne zu atmen.
Wenn die Autonutzung genau so selbstverständlich ist wie atmen.
Wenn der Führerschein und das erste Auto DAS Initiationsritual für das Erwachsenwerden sind.
Wenn man im Alter den Führerschein nicht abgegen kann weil man es als gleichbedeutend mit dem Abgeben der Freiheit und des Status als Erwachsener sieht und weil man Panik vor dem öffentlichen Nahverkehr hat, den man 50 Jahre gemieden hat.
Wenn man den Stempel, den das Auto unserer Welt aufgedrückt hat nicht als solchen erkennen kann “weil es immer schon so war” aber gleichzeitig im Urlaub von den Orten schwärmt “die ganz ohne Autos waren”.
Wenn das Budget für das Auto vor Miete und Nebenkosten kommt, weil zur Not kann man auch im Auto schlafen aber ohne Auto ist man “wertlos” während ohne Wohnung “bloss” wohnungslos.
Wenn die Größe des Autos den Selbstwert darstellt und/oder man den Partner nach der Automarke wählt.
Wenn man als Kind schon die 400 Meter zum Kindergarten gefahren wird, zur Schule, zu Freunden und zum Musikunterricht und man mit 12 Jahren nicht weiß wo man an der Straßenbahntür drücken muss, damit sie aufgeht oder wie man sich an einem Fahrplan orientiert.
Wenn man gefragt wird wo man sein Auto abgestellt hat und man sagt “wir sind mit der Bahn gekommen” und dann nochmal gefragt wird “ja aber wo habt ihr das Auto geparkt” weil die Vorstellung wir seien 500 km mit der Bahn gefahren so unvorstellbar ist, dass wir sicher das Auto am Stadtrand geparkt haben müssen und nur den Restweg mit dem ÖPNV gefahren sein können.Car brain und ich bin der festen Überzeugung, dass wer nicht hin und wieder eine autofreie Zeit einbaut nicht mehr selber einschätzen kann wie sehr das eigene Gehirn tatsächlich vom Auto übernommen wurde. “Ich kann es jederzeit lassen” haha oder meist “aber meine Situation ist so speziell dass ich nicht ohne Auto kann”, genau. Der Punkt ist: ein Auto haben ist im höchsten Grad süchtig machend nach einem Auto, es sich abgewöhnen für viele unvorstellbar oder zumindestens sehr schwer.
Ich hatte nie ein Auto und habe auch den Plan nie eins zu besitzen. Ich erinnere mich noch als ich von Zuhause weggezogen bin, wie ich immer wenn ich zu Besuch bei meinen Eltern war, für die dümmsten Strecken das Auto genommen habe. Abends noch Bock auf Chips gehabt, mit dem Auto zur 1km entfernten Tanke gefahren. Ich finde es ähnlich wie Fernsehen. Habe nämlich auch noch nie einen Fernseher besessen und immer wenn ich in der Heimat war, bin ich vor dem Teil versackt.
Ist in gewisser Weise ähnlich wie bei Social Media, ungesundem Essen usw. Man muss tatsächlich schon bei der Beschaffung ansetzen sonst hat man verloren. Hat man erst mal die Chips zu Hause oder die Benachrichtigungen für den Social Media Account auf dem Handy ist es nicht mehr möglich in jeder einzelnen Minute den Willen aufzubringen dem zu widerstehen.
Car brain ist sicher der leichter zu merkende Begriff, aber ich find an Motonormativity gerade gut, dass es die zugrundeliegende Norm aufzudecken versucht. Und ich finds noch viel besser, dass einfach mal so nebenbei Heteronormativity im Artikel erwähnt wird! Meiner Meinung nach sollten wir uns eh viel mehr mit gesellschaftlichen Normen beschäftigen.
Beim Rest bin ich aber einverstanden mit deiner Analyse :)
Ich finde Motonormativity gerade weil dieser Begriff an Heteronormativity erinnert so schwierig. Zum einen ist für mich persönlich der Begriff der Heteronormativität inzwischen sehr negativ besetzt, weil er stark mit wirklich wilden Weltsichten korreliert, zum anderen ist beim MIV nicht die gesellschaftliche Norm das Problem, sondern die äußeren Umstände, die zu dieser Norm führen: Marktwirtschaftliche Verteilung von (städtischem) Boden und Wohnraum. Daraus resultieret Zersiedelung, die wiederum eine Normativitätskaskade in Gang setzt: Leute ziehen aufs Land und passen ihre Werte daran an, die Werte bilden Politik, die das Landleben attraktiver machen und zu noch mehr Zersiedelung führen.
Autozentrierte Infrastruktur ist ein sich selbst erhaltendes und verstärkendes System, das unweigerlich in einem Lock-in-Effekt endet. Carbrainism erzeugt Carbrains. Eine diversitätsfeindliche Sexualmoral erzeugt aber keine zusätzlichen schwulenfeindlichen Heteros.
Hm, nee, da kann ich nicht so mitgehen. Normen werden auf beiden Ebenen geschaffen, der individuellen und der strukturellen/gesellschaftlichen. Es gibt auch sehr sehr viele geschriebene wie ungeschriebene Gesetze und gesellschaftliche Mechanismen, die durchaus Heteronormativität durchsetzen. Und natürlich schafft eine diversitätsfeindliche Moral schwulenfeindliche Heteros. Viel schlimmer noch, selbst querte Menschen müssen mit ihrer internalisierten Queerfeindlichkeit umgehen lernen. Ähnlich wie mit dem Auto können wir uns einfach nur meist keine Alternativen zur Heteronorm vorstellen. Und das schwierige an Normen: wir können keinen abschließend Schuldigen finden, denn Normen werden stets von uns performt und dadurch sowohl auf individueller wie auch struktureller Ebene weitergegeben. Selbst queere Menschen wie auch Autohassende sind davon nicht befreit.
Dadurch, dass du schon dein Problem mit Heteronormativität schon mit “wilden Weltsichten” begründet hast, gehe ich mal davon aus, dass du anscheinend nicht allzu sehr aus dieser Norm herausfällst. Das ist wirklich gut für dich. Aber das macht sie nicht weniger real und auch nicht weniger marganilisierend für andere…
Ich kann es jederzeit lassen
Nicht alle Abhängigen sagen das, aber fast alle, die das sagen, sind abhängig.
Ich kann jederzeit mit dem Rauchen aufhören!
Perfekt auf den Punkt gebracht.
Um den Artikel zusammenzufassen: Das Auto ist in den Köpfen einfach alternativlos, weshalb die Nachteile unumgänglich sind.
Also die übliche Propaganda:
Nein, hier werden keine Fahrradwege abgerissen und öffentliche Verkehrsmittel reduziert während Milliarden in der Ausbau der Strassen und Subventionierung von Autos gesteckt werden. Das ist in Wirklichkeit alles nur in meinem Kopf und ich bin nur zu blöd das zu ändern…
Das ist doch eine glatte Lüge, ich verstehe die Aufregung gar nicht. Bei uns wurde jüngst erst ein Fahrradweg “gebaut”. Natürlich nicht baulich getrennt und entgegen der Fahrtrichtung. Alles in bester Ordnung, sei jetzt bitte ein guter Bürger und kaufe ein SUV.
Entgegen der Fahrtrichtung klingt eigentlich gut. Dann seh ich wenigstens, wer versucht mich umzubringen.
Theoretisch sind genügend Alternativen für die Bevölkerung möglich, praktisch gesehen fährt der Bus auch nur drei mal am Tag, um 5 und 7 zur nächsten Stadt und um 18 Uhr zurück. Die Bahnlinie der DB ab meinem Bahnhof hat, nach Protokollierung, mindestens in 75% der Fälle Verspätung von 10+ Minuten, öfters auch 30 Minuten oder Entfall. Den Anschluss kann man vergessen. Ergo einen Zug früher, und somit den 5 Uhr Bus nehmen, oder an 3.75 Tagen in der Woche Fehlstunden kassieren. Dafür dann noch, als Schüler, 60€ bezahlen, bzw. nun, aber wahrscheinlich nicht mehr lange, 49€. Da machen die 40€ mehr, die man für Benzin braucht, auch keinen Unterschied. Der Nachbar fährt noch mit, heißt sogar theoretisch nur 50€ p.P.
Bonus: 7 Uhr aufstehen für 7:45 Unterricht, nicht 5 Uhr. Außerdem: Falls Geld für einen Hybrid da wäre, was bei einem Fahranfänger nun mal nicht der Fall ist, könnte die Fahrt dank (natürlich nicht offiziell eingetragener) PV Anlage sogar rein mit Erneuerbaren funktionieren. Macht der Rest vom Haushalt auch so - weil nun mal die öffentlichen Alternativen fehlen.ZL;NG: Es gibt oft einfach keine Alternativen für Menschen, die nicht gerade in einer Stadt leben. Die Alternative E-Auto/Hybrid ist wiederum für Fahranfänger oder auch einfach unter der Mittelschicht nicht möglich und wahrscheinlich auch nicht Grüner.
Dieser Kommentar ist ein schönes Beispiel für die aktuelle Autozentriertheit.
In manchen Bereichen Europas mag das tatsächlich so alternazivlos sein wie beschrieben. In meiner Region sieht das tatsächlich viel besser aus (zumindest für Schule, Studium und die 9-17 Arbeit).
Nur dass der normale Bürger diese Autozentriertheit nicht direkt ändern kann. Der Bürgermeister meines Dorfes kann auch nicht dafür sorgen, dass der Bus häufiger fährt. Die Bahn wird nicht plötzlich zuverlässiger oder besser, nur weil ich sie benutze oder irgendwie unterstütze.
Diese manchen Bereiche Europas inkludieren halt Rheinland Pfalz, zwischen Bonn und Koblenz, wo ich Lebe. So wie du mit deiner guten Anbindung ein einzelner Fall bist, gibt es auch Fälle wie mich, wo der ÖPNV eine komplette Katastrophe und keine Alternative ist.
Ich verstehe vollkommen dass es in vielen Fällen bequemer ist Auto zu fahren, hatte selber fünf Jahre ein Auto obwohl es nicht notwendig war.
Gerade bin ich in den USA unterwegs und ich bekomme Angst dass unsere autozentrierte Kultur nach und nach immer weiter Deutschland in dieselbe Richtung entwickelt. In DE ist es meist nur ein bisschen unbequem ohne Auto. Hier ist es unmöglich, weil alles so aufs Auto ausgerichtet wurde das es keine Alternativen mehr gibt. Als Resultat jahrzehntelanger Autoausrichtung sind viele Städte pleite weil Straßen zu pflegen teuer ist. Die Städte sind gleichzeitig riesig weil die Dichte so gering ist und du brauchst ewig von a nach b weil die Strecken so groß sind.
Ich hoffe wir schaffen es bald endlich weg von der Idee neuer Straßen
Solange die Industrie noch Geld damit verdienen kann, indem das Marketing verspricht. dass große Autos geiler sind und mehr Autos zu besitzen auch, befürchte ich wird das nix.
Ich glaube, da ist auch ein altes Heilsversprechen der SPD schuld, dass wir uns in dieser Situation befinden. In den 60ern (oder 70ern) war es ein erklärtes Ziel, dass sich jede Arbeiterfamilie ein Auto leisten kann. Mehr Autos bauen, mehr Arbeit usw. Dieser Auto-SPD fällt es heute noch sehr schwer, sich von diesem Mantra zu lösen. Anders kann ich mir ihr Verhalten nicht erklären.
Ich denke, die Lösung liegt in der Stadtplanung. Momentan tun sich Städte schwer mit der vergrößerung, wegen umweltschutz und versiegelung. Und wenn, dann entstehen Baugebiete für EFHs in Vorstädten.
Bei Dörfern dagegen werden Äcker in Bauland umgewandelt, die verdienen damit ein Heidengeld. Und die armen Bauherren bauen dann dort, weil es ja billiger ist. Die Angewiesenheit auf das Auto wird dabei eher weniger bedacht. Von den aktuellen kosten ist es ja eher nebensächlich.
Die Dörfer werden sich aber auch noch wundern wie teuer Infrastruktur (Rohre und Leitungen, Straßen, Abdeckung von Rettung, Polizei, Feuerwehr, Müllabfuhr,…) bei niedriger Bevölkerungsdichte denn ist auf lange Sicht.
Macht nix, finanziert ja die Stadtbevölkerung zu großen Teilen.
Für viele sind Verkehrsverstöße nur Bagatelldelikte.
Solange wir versuchen, ein Leben ohne Auto exakt mit ÖPNV oder Fahrrad abzubilden, werden wir scheitern. Man muss auch anders leben, einkaufen und reisen, wenn das Auto nicht eh da steht. Das ist halt anstrengend und der Wille ist nicht vorhanden. In Augsburg kann ich in 25-30 min von der Stadtmitte mit dem Fahrrad an jedem Stadtrand sein. Wenn ich die Tür zu Tür Zeit vom Auto incl. Parkplatzsuche und Fußweg vom / zum Auto ansehe, benötigt das Auto oft länger. Will halt keiner sehen.
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Sehr ironisch, wie blind du auf diesen Kommentar antwortest. Da ist davon die Rede, dass Mobilität mit dem Auto nicht 1:1 auf Rad und Öpnv abgebildet werden kann und wir neue Wege brauchen einzukaufen, zu reisen und zu leben, aber du interpretierst das “Will halt keiner sehen” frei nach der eigenen, autozentrischen Denkweise.
Um aber neben diesem Rüffel noch etwas konstruktives dazulassen:
Im Auto kannst du mehr Dinge und Menschen transportieren
Das Fahrrad ist keine Transportlösung. Dafür braucht es ÖPNV und z.b. Lieferdienste. Das Fahrrad ist die Lösung für Individualmobilität auf kurzen Strecken
musst dich nicht bergauf quälen
Für jeden Berg, auf den du dich quälst gibt es immer auch ein Tal, in das du dich rollen lassen kannst. Ansonsten gibt es ja noch motorisierte Räder.
musst weniger um dein Leben fürchten
Wenn du nicht Auto fährst müssen alle Radfahrer weniger um ihr Leben fürchten. Btw solltest du auch im Auto um dein Leben fürchten, Autofahrer sterben ebenfalls im Straßenverkehr.
musst dir im Winter keine abfrieren
Das ist gar nicht so schlimm eigentlich. Für Frostbeulen gibt es ja noch Öpnv.
die zu Hause und an der Arbeit Parkplätze oder Garagen
Klimaschädliche, hochwassergefahrerhöhende, Platzverschwendende Parkplätze und Garagen. Sind Teil des Problems.
Das Fahrrad ist keine Transportlösung
Wä? Also kommt halt drauf an was du unter “Transport” verstehst, aber ich kenne mehrere Familien mit 1-2 Kinder, die alles mit Lastenrad machen. Wir haben keine Kinder, dafür einen Versandhandel, bringe alles mit Lasti zur Post.
Unter Transport verstehe ich zb. 270 Liter Eseläpfel, große, sperrige Möbel und ähnliches.
Naja, wie oft hat man die Situation, dass man solche Lasten bewegen muss und lohnt es sich dann vielleicht eher, sich wenn es passiert, einen passenden Wagen zu mieten?
Wenn es nicht so häufig passiert, sicherlich. Ansonsten wäre es vielleicht gut, wenn es für solche fälle transportdienste gäbe.
Geht bedingt auch, mit nem Carla Cargo oder Citkar Loadster kriegt man schon einiges gewuppt.
Ja, das glaube ich. Dafür braucht es dann aber für diejenigen, die solche transporte nur selten benötigen Leihmöhlichkeiten (und durch die hohe Masse dieser Transporte kommt noch ein Sicherheitsrisiko hinzu). Oder Transportmöglichkeiten. Das Ende des motorisierten Individualverkehrs heißt ja nicht zwangsläufig vollkommen auf motorisierte Großfahrzeuge zu verzichten. Kann ja durchaus zb. Ein Elektrotransporter vom Möbelmarkt rumfahren und die großen einkäufen ausliefern.
Ja, absolut, und das ist auch das Problem: existiert nicht.
In Berlin hat Anfang des Jahres “avocargo” Insolvenz beantragt, die wollten free floating Cargo-Bike sharing groß aufziehen. Haben ganze zwei Jahre durchgehalten…
Aber das ist kein spezifisches Fahrrad-Problem, auch die Car-Sharing Plattformen in Berlin laufen nicht rund: Daimler (car2go) und BMW (DriveNow) haben an eine Fiat-Tochter verkauft. Bei getaround (da kann man sein Privatauto vermieten) finde ich kaum noch was, das war mal sehr viel voller. Robben & Wientjes, ehemaliges Berliner Transporter-Verleih Traditionsunternehmen wurde vor drei Jahren von Buchbinder gekauft und jetzt komplett abgewickelt.
Es wirkt fast so, als hätte da jemand was dagegen funktionierende Sharing-Konzepte zuzulassen…
musst weniger um dein Leben fürchten
Wenn du nicht Auto fährst müssen alle Radfahrer weniger um ihr Leben fürchten. Btw solltest du auch im Auto um dein Leben fürchten, Autofahrer sterben ebenfalls im Straßenverkehr.
Dieses Wettrüstenargument ergibt isoliert halt gar keinen Sinn. Das ist ja ein Argument für eine Regulation, nicht dagegen.
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Es ist kein persönlicher Angriff. Du bist nicht dein Kommentar. Deinen Kommentar finde ich blind, weil er einfach einen wichtigen Punkt übergeht, und sich nicht wirklich auf das bezieht, was mit dem, was du zitiert hast, gemeint war.
Edit: Das Problem ist, dass “ihr” euch persönlich angegriffen fühlt, wenn Autos kritisiert werden.
Es ist kein persönlicher Angriff. Du bist nicht dein Kommentar.
Schön gesagt.
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Inwiefern intolerant?
Nur weil jemand besserwissend ist, ist er noch lange nicht besserwisserisch.
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Aber bei wie viel Prozent der Fahrten werden damit tatsächlich mehr Dinge transportiert als man es mit einem Rad transportieren kann (von Lastenrad mal ganz abgesehen)?
Mit bergauf kenne ich mich als Norddeutscher nicht aus, aber klingt schrecklich ;-) Allerdings dürften da doch E-Bikes helfen?
Weniger um mein Leben fürchten, kann ich als Radfahrer sehr gut verstehen. Ich suche meine Routen fast nur noch danach aus, wo ich am wenigsten Kontakt zu Autos habe. Aber das ist eigentlich eher ein Argument für weniger Autos (wenn auch nicht auf der Eben individueller Entscheidungen, sondern auf poiltischer Ebene).
Und frieren im Winter muss man eigentlich auch selten, das Fahren wärmt ja schnell auf ;-) Schwieriger finde ich schwitzen - gerade im Winter. Im Sommer kann ich einfach ein Funktionsshirt für die Fahrt anziehen und hinterher ein frisches, im Winter brauche ich da schon deutlich mehr Schichten und es wird aufwändiger.
edit: Erklärungen für die Downvotes würden die Diskussion lebhafter gestalten.
Es behauptet kein Mensch, dass das für alle funktioniert.
Der Artikel nennt es motornormativity, und das trifft es sehr gut. In meiner Familie gab es keinerlei Diskussion ob man ein Auto hat oder nicht. Braucht man, hat man. Hat bei mir >30 Jahre gedauert, bis ich dahintergekommen bin, dass das auch anders geht, und sogar billiger und stressfreier.
Diese “die sind blind” Einstellung führt meiner Meinung nach nicht weiter, ich tue lieber was für besseren ÖPNV, Fahrradwege etc.
Der ÖPNV kann so gut sein wie er will und die Fahrradwege auch. Wenn das Auto vor der Tür steht, wird es genutzt. Auch wenn im Schnitt nur 1,3 Personen damit fahren und es 23h am Tag rum steht. Das Auto ist “eh da” Was für eine immense Platz- und Ressourcenverschwendung
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Ich lebe leider in der selben Realität und bekomme die Nachteile der Autornormativity voll ab.
Es gibt einen alten Spruch: “Für den, der einen Hammer hat, sieht die Welt aus wie ein Nagel.” Das beschreibt ganz gut Autonormativity
Du denkst dabei aber auch nur an die Stadt, da macht es absolut Sinn mehr auf Öffis und Fahrräder zu setzen (Oder elektrische vollautonome Taxis in der Zukunft die du einfach mit ner App rufst).
Am Land sieht die Sache leider ganz anders aus. Busse gehen vielleicht mal einer pro Stunde in die Richtung die du willst, aber auch nicht 24/7. Und der nächste Supermarkt ist gern mal 2-5 km weit weg. Im Sommer packst du das vielleicht noch mit dem Rad (wenn du nicht zu viel einkaufst, ist schon nervig), aber was machst du im Winter? Ganz zu schweigen davon wenn du Tiefkühlware mit dabei hast, da ist selbst zu Fuß 20 Minuten zu weit bei aktuell 30°C.
In der Stadt lässt sich haufenweise machen, aber auf dem Land ist die einzige Alternative elektrische Autos. Wobei man hier auch über ein Modell nachdenken kann bei dem man das Auto selbst nicht mehr besitzt (Setzt wiederum vollautonome Autos vorraus, du rufst dir halt eines wenn du es gerade brauchst, aber sonst steht es für andere zur Verfügung).
Wobei man hier auch über ein Modell nachdenken kann bei dem man das Auto selbst nicht mehr besitzt.
Carsharing geht auch auf den Land. Bei Anruf Auto teilen sich in Schnitt 10 Familien ein Carsharing Auto
Man nimmt sich eine gewisse Spontanität, wenn man nicht 100% sicher sein kann, dass das justament jetzt sofort verfügbar ist. Aber man spart auch ein paar hundert Euro im Monat.
Ab ca 10.000 km p.a. rentiert sich ein eigenes Auto, vorher ist Carsharing günstiger.
Ich kenne echt niemanden der Carsharing derzeit macht, also dauerhaft. Wie soll das auch funktionieren? Außer die Familien wohnen alle in der Nähe und selbst dann ist 10 völlig unrealistisch. Selbst bei 2 bekommt man Probleme (Einkäufe? Arbeit? Urlaub?).
Bei Anruf Auto geht es eher drum du hast in der Stadt Leute die brauchen kein Auto 99% der Zeit. Bis sie dann doch mal was transportieren müssen (Z.B. ein Möbelstück) und dann schnappen sie sich kurz ein Auto.
Carsharing funktioniert erst dann für die Mehrheit wenn es vollautonom läuft. Heißt es gibt einen Pool an Autos der rund um die Uhr verfügbar ist. Wenn du dann mal spontan eines brauchst dauert es vielleicht ~10 Minuten und es steht vor der Tür. Egal ob Stadt oder Land in dem Fall.
Ab ca 10.000 km p.a. rentiert sich ein eigenes Auto, vorher ist Carsharing günstiger.
Es kommt nicht auf die Kilometer drauf an, sondern wie oft du das Auto brauchst. Ich fahr nur ca. 7000km pro Jahr (~7 Fahrten pro Woche), aber teuer kommt es mich nicht gerade wenn man kein fettes Auto fährt. In meinem Fall nen Kia Rio 2015 neu gekauft für 14k€, das sind jetzt 1750€ pro Jahr (und jedes Jahr weniger so lange nichts kaputt geht). Versicherung ist bei ca. 630€ im Jahr (aber ich bin Österreicher, da ist das immer teurer). Mit Sprit noch dazu und Verschleißteile ist man bei ca. 200€ pro Monat für grob 28 Fahrten, ich glaube kaum Carsharing wäre da günstiger oder würde funktionieren wenn das Auto 9 Stunden während der Arbeit weg ist.
Wir nutzen Carsharing in der Stadt und es funktioniert wunderbar. Du hast geschrieben, warum es bei dir am Land nicht für dich funktioniert. Es wäre doch nett, wenn wir es da nutzen, wo es jetzt sinnvoll möglich ist. Carsharing global zu verteufeln, weil es irgendwo nicht funktioniert ist doof. Das müssen keine autonomen Fahrzeuge sein. Ich habe Auswahl aus ca 15 Autos von groß bis klein, verbrenner und elektrisch innerhalb eines Kilometers. Innerhalb von zweiten Kilometers habe ich auch einen Transporter und einen 9 Sitzer zu Auswahl.
Wir zahlen etwa 170€ in Monat für unsere Fahrten. Das eigene Auto hätte ca 300€ in Monat gekostet ohne Sprit. Der ADAC spricht von 400€ im Monat für einen Kleinwagen.
In der Stadt kann ich mir das super vorstellen wenn du tägliche Erledigungen ohne Auto schaffst (Einkäufe und Arbeit hauptsächlich).
Und in der Stadt ist es mit dem Auto sowieso Hölle. Stau, Parkplatz Probleme, …
Spricht also nichts dagegen in deinem Fall. Aber genau das war mein Punkt: Sobald man nur 20km außerhalb einer Stadt ist klappt das nicht mehr.
Die Leute die wirklich 20km außerhalb der “Stadt” wohnen kann man in Deutschland aber auch fast an einer Hand abzählen - und bei denen ist das auch OK, dass sie auf ein Auto angewiesen sind. Man kann/muss Öpnv nicht für 100% erreichbar machen. Aber selbst auf dem Land leben die Leute in der Regel innerhalb von Siedlungen und wenn man sich da mal umschaut stehen da die meisten Autos den Tag über auch nur in der Einfahrt.
Ich sprech da auch aus Erfahrungen aus meinem Umfeld und würde mal behaupten die Hälfte der Autos aus der Nachbarschaft sind überflüssig und könnten komplett ohne Carsharing und Co ersetzt werden. In den Nachbarschafts-Whatsappgruppen wird immer fleißig gelästert, aber mal ne Mitfahrgelegenheit wird nie angefragt/angeboten - warum auch, man hat ja das Auto schon.Rund 25 Prozent der Deutschen leben in Dörfern mit weniger als 10.000 Einwohnern, du hast echt ne verdammt große Hand :)
Alles unter 10k ist ein Kaff, da hast vielleicht nen Supermarkt und ne Pizzeria dabei aber das war es dann auch schon. Mit Jobs sieht es eher schlecht aus, die sind in der nächsten Stadt.
Ich glaube Motonormativity is mein neues Lieblingswort.
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